Am Rand der Sandberger Altstadt steht die Lebkuchenfabrik Islegger. In nächster Nähe zum Zimtabbau angesiedelt, sorgt das für kurze Rohstoffwege und stets appetitlich frische Produkte. Selbstverständlich wird die Fabrik über einen eigenen Gleisanschluß von der Bessunger Kreisbahn bedient, die während der Hochsaison täglich mit mindestens einem Zug auf dem Hof des ehrwürdigen Backsteingebäudes präsent ist.
Gegründet wurde die Firma im Jahre 1880 von Siegfried Islegger senior, einem Bäckermeister, der ursprünglich aus dem nördlichen Teil des Südens des östlichen Westfalens stammte, aber schon als Kind mit seinen Eltern beim ersten "Zimtrausch" nach Sandberg gekommen war. Islegger war ein Patriarch alter Schule und ein cleverer Geschäftsmann. Er erwarb mit dem geerbten Vermögen seines allzufrüh verstorbenen Vaters (dieser, obgleich Bäcker in 6. Generation, litt zeitlebens an einer schweren Streuselkuchenintoleranz) das scheinbar komplett ausgebeutete Zimtbergwerk "Heiliger Claus", da er von dem befreundeten Prospektor Heinrich Rudolf Karl Friedrich Wilhelm Spitts-Hagge von einem vermuteten neuen Zimtflöz erfahren hatte. Das Risiko zahlte sich aus: Innerhalb weniger Monate warf die Grube satte Gewinne ab - was nicht zuletzt dem glücklichen Umstand geschuldet war, daß das Bergamt ihm den legendären Obersteiger Andreas Gegentrum zugeteilt hatte - und Islegger befand sich von nun an auf Expansionskurs. Nicht nur neue Zimtlagerstätten wurden nun erschlossen, auch eine Marzipanbrot-Drechslerei und sogar ein Schokobrunnen gehörten bald zum Imperium von Islegger. Das Kronjuwel war aber immer die Lebkuchenfabrik in Sandberg, das Herzensprojekt des umtriebigen Firmengründers.
Mit freundlicher Genehmigung der Firma Islegger sind unten ein paar Schnappschüsse aus dem Firmenarchiv angehängt, die den Gründer während seiner unternehmerischen Tätigkeiten zeigen. Islegger Senior war bei allen Gelegenheiten jederzeit darauf bedacht, auf Fotos einen gleichbleibend guten Eindruck zu machen. Darum trug er stets eine hölzerne Posierstütze mit sich herum. Leider wurde ihm das eines Tages zum Verhängnis, als er sich im Alter von 87 Jahren einen Leistenbruch beim Anheben der Stütze zuzog, an dessen Folgen er nur 2 Monate später verstarb.
Andererseits ersparte ihm das, die erste Nazizeit und den Zweiten Weltkrieg miterleben zu müssen, in der seine Fabrik nicht nur zur Knäckebrotproduktion für die Ostfront gezwungen wurde, sondern auch den unsäglichen Reichskäsekuchen backen musste (Vorgabe: Ein Teig, ein Quark, ein Rührer). Nur die Tatsache, daß der amerikanische Vier-Sterne-General Alec Trigg ein bekennender Fan der Spezereien aus dem Sandberger Werk war (die vor dem Krieg ganz selbstverständlich in der New Yorker Filiale von Lebkuchen Islegger zu erwerben waren), bewahrte die Firma (und die Stadt Sandberg) vor schlimmeren Kriegsereignissen. Schon im Oktober 1945 konnten die ersten, noch streng rationierten Lebkuchen das Werk verlassen. Hatte man in der ersten Zeit noch auf Ersatzstoffe zurückgreifen müssen (so ersetzte man z.B. bis Herbst 1948 die Haselnüsse durch Sägemehl*), machte das Wirtschaftswunder bald wieder eine Produktion auf qualitativem Vorkriegsniveau möglich.
Siegfried Islegger senior hat es nicht nur geschafft, die Worte "Lebkuchen Islegger" zu einem festen und oft zitierten Begriff für alle Liebhaber gehaltvollen Gebäckes zu machen, sondern hat durch seine unermüdliche Tätigkeit beim Finden und Ausprobieren neuer Rezepturen den Gourmets und Gourmands dieser Welt gebackene Pretiosen wie den Hauchdünnen Halbgebackenen HaselnußlebkuchenTM, die Allseitig Angerösteten Alpen-AnisplätzchenTM oder die Frischen Feingewürzten Feiertags-FruchtbombenTM geschenkt. Er bleibt unvergessen.
Einige der Rezepte der Firma Lebkuchen Islegger kann man hier nachlesen.
* der Ersatz von Haselnüssen durch Sägemehl ist inzwischen wieder aktuell. Nach dem Skandal um "Analognüsse" in der Gebäckindustrie wird das geröstete Holzmehl nun wesentlich gewinnbringender als "Nachhaltiger Bio-Nußschmelz" im gehobenen Bio-Vegansegment vermarktet.
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Ein Blick in die Zukunft von Lebkuchen Islegger
Bis in die 1980er Jahre wird die Firma in Familienhand bleiben, 1989 wird dann Sigi Islegger IV den immer noch marktführenden Konzern für 2 Milliarden an den Hedgefonds MohnyDontstinks verkaufen, der die Betriebsteile in Einzelgesellschaften aufspalten und die Lebküchnerei an den international agierenden Sitransi-Glomundi-Konzern (früher Stark Foods) veräußern wird, der die Marken übernehmen und die Produktion 1991 erst nach Zittau und einen Tag nach Ablauf der Sperrfrist der Aufbau-Ost-Förderung nach Rumänien verlagern wird. Sigi Islegger lebt dann abwechselnd in Monaco und St. Moritz und tritt in der Reality-Soap "Die Isleggers - eine zum Erbrechen reiche Familie" auf, die vom Privatsender ADHSplus (Hatzfier-Mediengruppe) produziert werden wird. Er wird nicht Dschungelkönig (leider nur Dritter). 2017 kommt heraus, daß das Milliardenvermögen aufgebraucht ist und Islegger 650 Millionen Schulden hat. An seinem Lebensstil ändert sich nichts, da das Vermögen seiner Frau, der Werbeikone Brescia Islegger (gebürtig aus Castrop-Rauxel) dank guter Finanzberater unangetastet bleiben muß. Immerhin kann er den gleichzeitig aufgekommenen Vorwurf des Steuerbetruges entkräften: Die 50 Euro jährliche Steuer wurden völlig korrekt abgerechnet und stets pünktlich bezahlt, auch die stets kurz darauf erfolgte jährliche Rückzahlung des Finanzamtes von 48,70 Euro ist korrekt. Sigi IV geht in Privatinsolvenz und versucht, durch die Teilnahme an hochdotierten Hallenhalmaturnieren in Moldawien das Defizit etwas zu drücken. Die Isleggers und ihr Sohn Anakin Bayreutho Siegfried bleiben weiter gern gesehene Gäste auf jedem roten Teppich.